Kommentar zur Ortsratsitzung mit TenneT

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"Es ist noch absolut nichts beschlossen,TenneT - Ortsbürgermeister - Stadtvertreter

aber für uns kommt nur der Standort Utters infrage!"

 

So kann und muss man die Aussage der TenneT-Mitarbeiter/-innen bei der Vorstellung des Projektes "Umspannwerk Wilhelmshaven 2" wohl verstehen.

Sehr umfangreich und oft zu umfangreich versuchten die TenneT-Vertreter/-innen zu begründen, warum der Standort Sengwarden/Utters für sie nahezu alternativlos ist. Kein Wunder, denn die Kriterien der Standortwahl legt TenneT ganz allein fest. Es ist offenbar zu keiner Zeit geplant, diese Kriterien wirklich offen zu legen, geschweige denn, die Belange und Interessen der Anlieger bei der Standortwahl zu berücksichtigen.


Da geht es, wie immer wieder deutlich herausgestellt wird, in erster Linie um "gesetzliche Belange", die berücksichtigt werden müssen, z. B. um Naturschutz, Landschaftsschutz, Abstände zur Wohnbebauung, die lokal zu berücksichtigen sind. Immer wieder wurde betont, dass TenneT selbst gewissen Zwängen unterliegt, weil die Maßnahme vom Bund beauftragt sei und der Bund bestimmte Anforderungen erfüllt sehen will. Will man so den "Schwarze Peter" schnell mal weiterreichen?

DSC05221 redIn welchem Umfang TenneT bereits mit der Verwaltung gesprochen hat, war nicht feststellbar. Stadtbaurat Marusic gab an, dass es noch keinerlei Gespräche gegeben hätte. Ich halte das bei dem Umfang des Projektes allerdings für wenig glaubwürdig.
Positiv war allerdings, dass auch der Stadtbaurat den Bau der Anlage an der gewünschten Stelle nicht für zustimmungsfähig hält. Es sollen auf jeden Fall noch weitere Flächen geprüft werden, auch außerhalb der Stadtgrenze, denn laut Bundesnetzagentur heißt der Arbeitstitel Wilhelmshaven-2 /Friesland. Es besteht also kein Zwang, unbedingt in Wilhelmshaven zu bauen!


Geprüft werden soll auch, ob ein Bau auf dem Voslapper Groden auf einer Teilfläche zwischen ehem. Raffinerie und dem Chemiewerk genutzt werden könnte. Das Gebiet ist zwar EU-Vogelschutzgebiet, eine Änderung des Status ist aber möglich…könnte aber etwas Zeit erfordern…
Mit dem Standort im Voslapper Groden wären auch Minister Olaf Lies (siehePresseberichte), Stadtbaurat Marusic, der Ortsrat, Vertretern der meisten Parteien und nicht zuletzt die Sengwardern/-innen einverstanden. Eine solche Anlage gehört eben da hin, wo der Strom auch gebraucht wird, auch hinsichtlich einer eventuellen Nutzung für die Wasserstoff-Technologie und nicht ins Herz der Region!

Für TenneT, so konnte man den Worten entnehmen, ist der Standort Utters "quadratisch, praktisch, gut", denn man bevorzugt ein rechteckig zugeschnittenes Gelände mit leichter Zufahrmöglichkeit für Schwertransporte. Also ein reines "Nice to have" zugunsten TenneTs, aber nicht zugunsten der Anwohner!

DSC05223 redMan wies darauf hin, dass ein weniger günstig geschnittenes Gelände noch größer sein müsste, da die Installation der Technik dann "problematischer" sei und natürlich ungenutzte Freiflächen bleiben würden.

Als wenn Ingenieure nicht auch in solchen Fällen in der Lage wären, Lösungen zu finden. Nur sind die dann vermutlich teurer und schmäler den Erlös, den TenneT aus dem Projekt ziehen möchte!
Das gleiche trifft natürlich auch auf die Zuwegung zu, die an anderen Standorten eventuell erst aufwändig hergestellt werden müsste.
Aber das können auch keine "Begründungen" sein, die es rechtfertigen, die Lebensqualität der Anwohner dermaßen zu beeinträchtigen! Technische Probleme sind lösbar und TenneT behauptet ja von sich, mit Problemen fertig werden zu können!

Einen kleinen Aufruhr gab es unter den Anwesenden, als die Tennet-Mitarbeiterin, Frau Börger, wohl feststellte, dass ihre Argumente und die ihrer Kollegen zu den Auswahlkriterien nicht wirklich akzeptiert wurden und dann schnippisch sagte, wenn jemand ein passendes Grundstück hätte, vielleicht in seinem Garten, dann wäre man auch bereit, da zu bauen!
Ich hatte das Gefühl, dass in diesem Moment die Arroganz der Vertreter eines der größten Netzbetreiber durchbrach und deutlich machte, wie viel (oder eher wie wenig) "Respekt" TenneT den Betroffenen gegenüber bereit ist, erkennen zu lassen! Frau Börger hat auch wohl sofort ihren Fauxpas bemerkt und versucht, sich dafür zu entschuldigen. Ihr Kommentar hätte ja nicht "despektierlich" klingen sollen! Na ja…

Betont wurde bei der Vorstellung des Projektes auch immer wieder, dass dafür in absehbarer Zeit alte Infrastruktur, z. B. an der Maade, zurückgebaut werden könnte, als wenn der Rückbau an Stellen, wo die wesentlich kleineren Anlagen absolut nicht stören, für die Sengwarder eine Art Ausgleich sei!

DSC05224 redAuch wurde darauf hingewiesen, dass der Standort für Wilhelmshaven-2 stark von anderen Maßnahmen des Netzausbaues im Norden abhängig sei und dass bei den Projekten auch die Flächennutzungspläne, den es ja für Wilhelmshaben-2 noch nicht gibt, schon besiegelt wären. Es läuft also alles darauf hinaus, dass TenneT geschickt so vorgeplant hat, dass nur noch der angepeilte Standort sinnvoll erscheinen kann. Das ließe am Ende sogar Zwangsenteignungen von Grundbesitzern begründen!
Die Lage sieht also für die Sengwarder nicht gerade rosig aus!
Stadtbaurat Marusic sagte aber, dass die Planungshoheit beim Rat der Stadt läge, denn der müsse die erforderliche Änderung des Flächennutzungsplanes beschließen! Die Frage ist nur, was geschieht, wenn der Rat dagegen stimmt? Wird Wilhelmshaven dann von der Bundesnetzagentur in die Knie gezwungen?

Nach Aussage TenneTs geht es wirklich erst jetzt in eine konkrete Planungsphase (obwohl sie bereits seit mind. 3 Jahren daran arbeiten…) in der auch mehr Bürgerinformation vorgesehen sei. Dazu gehöre auch die Online Sprechstunde am 17. März ab 16:00 Uhr. Interessierte Mitbürger/-innen können sich dazu per Link anmelden…und sollten das auch zahlreich machen!

Anmeldung unter https://form.prognos.com/view.php?id=203784

oder unter Telefon-Nr.: 05132-896864

Eingebunden in die Gespräche wird jetzt auch noch die Bundeswehr, die bereits die Planungsunterlagen angefordert hat. Sie wusste bislang nämlich auch noch nichts von den laufenden Planungen! Mit Glück liegt der gewünschte Standort zu nahe an der "Admiral Zimmermann Kaserne" und könnte die Funkanlagen stören! Genau so, wie die E-Loks zum Jade-Weser-Port, für die extra eine Abschirmung gebaut werden muss, die dann wie eine Grenzmauer quer durch das Sengwarder Land führt! Auch so ein 7 bis 8 Meter hohes Monster quer durch die Landschaft, das die Sengwarder "zu erdulden" haben!.
Zu erdulden, wie die große Fläche gegenüber von Utters, die bereits schon teilweise mit Sonnenkollektoren "zugepflastert" wurde! Und das Umspannwerk Wilhelmshaven-1, bei Fedderwarden, bei dem noch in einem 2. Bauabschnitt eine Konverteranlage gebaut wird!
Aber bei den vielen Windgeneratoren rund um Sengwarden fallen solche "Kleinigkeiten" schon gar nicht mehr auf…erhofft sich vielleicht auch TenneT für das Umspannwerk "Wilhelmshaven-2"!

Aber irgendwann ist es auch mit der Geduld der "Landbewohner" vorbei, dann ist "Ende Gelände"!

Das machten auch die immerhin 25 bis 30 Anwohner aus Sengwarden und Utters deutlich, die trotz der Corona-Beschränkungen erschienen waren, obwohl nur 8 Personen von der Tribüne aus die Veranstaltung verfolgen konnten!

Weitere Berichte über das Projekt werden folgen…

gez. Uwe Schuster