Die Sache mit der Gülle

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GülletraktorFrisch geduscht, der Griff zum Handtuch, die Haare trocken gerubbelt und… Moment, was ist jetzt los? Warum riecht es hier mit einem Mal so nach Kuhstall und Mist?

Die Ursache ist schnell gefunden. Meine Frau hatte am Samstagvormittag die Wäsche zum Trocknen nach draußen gehängt und war dann zu einer längeren Einkaufstour gestartet. Zwischenzeitlich ging dann Landwirt X ans Werk und brachte Gülle aus. Das dabei enstehende, allgemein bekannte „Aroma“ wurde natürlich durch die feuchte Wäsche aufgenommen.

Am Nachmittag war die Wäsche trocken (und geruchslos) und auch der Güllegeruch wurde dank einer Drehung der Windrichtung von meiner Frau nicht wahrgenommen.

So gelangte die „aromatisierte“ Wäsche in den Wäscheschrank und später dann ins Bad.

Solch eine Geschichte hat mit Sicherheit schon jeder in Sengwarden/Fedderwarden einmal erlebt und sich bestimmt darüber geärgert.

Gut, wird mancher sagen, wer aufs Land zieht, muss damit rechnen. Dem gebe ich Recht! Aber warum soll man nicht versuchen, einen Weg zu finden, der die Notwendigkeit des Einen (Landwirts) mit der Lebensqualität des Anderen (Einwohners) in Einklang bringt?

Was spricht dagegen, die Ausbringung von Gülle an bestimmte Zeiten zu binden? Unsere Nachbargemeinde Sande hat das getan! Hier gibt es eine lokale Verordnung, die besagt, dass an Sonn- und Feiertagen und am Tage davor keine Gülle (und Mist?) ausgebracht werden darf.

(Zu finden im Internet: http://www.sande.de/rathaus/gemeindeverwaltung/ortsrecht )

Für den Landwirt heißt das, dass er normalerweise von Montag bis Freitag Gülle ausbringen darf und für den Bürger heißt das, dass er am Samstag und Sonntag von den Ausdünstungen verschont bleibt, und ungestört Fenster öffnen, oder seine Gartenterrasse genießen kann. Vor allem hätte man die Sicherheit, samstags Wäsche heraushängen zu können, ohne später eine unangenehme Überraschung erleben zu müssen.

Man darf auch nicht vergessen, dass sich die Gemeinde Sengwarden in den letzten Jahrzehnten von einer hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Fläche zu einem Wohn-Vorort der Stadt Wilhelmshaven gewandelt hat. Damit muss man aber auch den legitimen Bedürfnissen derjenigen Einwohner Rechnung tragen, die hier „nur“ wohnen und mit der Landwirtschaft eigentlich nichts zu tun haben. „Heilige Kühe“, die nicht angetastet werden, darf es dabei nicht geben! Und was woanders (siehe Sande) funktioniert, sollte auch bei uns funktionieren.

Ich fordere für das Gebiet der Gemeinde Sengwarden eine Gülleverordnung, so wie sie die Gemeinde Sande erstellt hat und bitte unseren Ortsbürgermeister, Andre Bents, das Thema im Ortsrat zu diskutieren und die Möglichkeit einer zügigen Umsetzung zu prüfen. Ich werde mein Anliegen auch als Eingabe an den "Runden Tisch" im Rahmen des Programms "StepPlus - Stadtentwicklung Wilhelmshaven im Dialog" richten. Es wäre natürlich schön, wenn möglichst viele "Gleichgesinnte" meinen Antrag unterstützen würden.

u.s. 2/2014   -   foto: thomas max müller / pixelio.de   -   Gülleverordnung Sande als Download: >hier klicken!<